Geschichte Bärenjäger

Die Geschichte der Griesinger Bärenjäger ist dokumentiert in dem Gedicht von Matthias Bausenhard mit dem Titel „Die Griesinger Bärenjagd im Jahre 1892“ und beruht laut Aussage einiger älterer Griesinger Bürger auch tatsächlich auf einer wahren Begebenheit. Alle Hausnamen der beteiligten Personen, sowie die genannten Örtlichkeiten sind in Griesingen immer noch zu finden.

Im Jahre 1892 kam „d’r Klos“ – vermutlich etwas beschwippst – ins Dorf gerannt und meldete völlig aufgebracht, daß ein paar Jungen in der „Schendergruaba“ einen Bären entdeckt hätten. Daraufhin mobilisierte er einige Griesinger Wagemutige zusammen mit dem „Schirk“, der im Besitz einer Flinte war, auf Bärenjagd zu gehen. Die Prozession macht sich mit Prügeln und Gabeln auf den Weg zur „Schendergruaba“, wo der Bär gestellt und auch tatsächlich mit einem gezielten Schuß erlegt wird. Nachdem sich die Jagdgesellschaft etwas amüsiert von der erlegten Beute überzeugt hat, stellt sich heraus, daß der Bär ein im Nebel dampfender Misthaufen war.

Gedicht:

Was ischt des für a laufa, Renna,
für a Brölla, Heula, Zenna,
daß ma hört sei oiges Woart,
fast nemme mai em ganza Ort.
So saget denn, was ischt denn laus,
daß älle kommet oba naus.Sins’s D’Franzosa, D’Russa, Türka,
kommet äll‘ uns zu erwürga?
Soll ma stürma lau und leuta,
daß ma’s hört en älle Weita.
Daß wir sind in großer Not,
daß der Ort ischt schwer bedroht.Guck, do kommt der Klos scho g’sprunga,
bis an D’Stiefel hängt er D’Zunga.
Klos, was geit’s, daß so bressiert,
an Maurer gar zum schwitza führt.
O je so schreit der Klos und heult,
s’ischt älles he ihr liabe Leut.Es hand do g’sea dia große Buabe,
an Bära en der Schendergruaba.
Des ischt a fürchtig großes Tier,
so groß als wia a Häge schier.
Zähn duat er blecka und duat brumma
do könnt’s oim fast da Odem nomma.Aus dera großa Not no wäcker,
do helfet bIos no uns’re Jäger.
Zum Schirka lauf i‘ jetzt geschwind,
will gucka ob dohoim ihn find.
Gott lob, er sitzt grad hinterm Tisch,
und streichelt seine seidene Wisch.Raus Schirk, nimm Ranza, Büchs und Flinta,
und laß als Helfer di‘ jetzt finda.
Denn los no, was dir sag‘ jetzt i‘;
a Bär ischt raus von der Menagerie.
A‘ Bär sagst du, lüag mi‘ nett a‘,
du woischt, daß S’Lüaga i‘ nett ma‘.Du hoscht mi no nia lüaga sea,
hot druff der Klos zur Antwort gea.
Mir send scho g’richt mit Brügel, Gabla,
glaub no, desmol dua i‘ nett fabla.
No muaß i’s glauba, i‘ gang mit,
i‘ fürcht mi‘ vor damm Bära itt.Und in seim Herz den Jäger stimmt,
wie er do Ruhm und Ehr gewinnt.
Wenn mir den Bära fanget heut,
noch sand mir ganz berühmte Leut.
Was wird der Ernstbaur saga,
wenn er’s erfährt von unserm jaga.
Ka nemme na, mit Dächs und Füchs,
heut kommt was anders uns vor D’Büchs.
Doch dürft ihr mir’s net falsch auslega,
wenn i‘ zu Hilf ruaf mein Kollega.
Daß wenn i‘ nett ganz sicher wär, er dann
erlega könnt da Bär.Potz Blitz, der ischt scho‘ kampfbereit,
zieht mit Kurasche in den Streit.
Gar manches Herz im Leibe lacht,
daß Grieasinga ischt so guat bewacht.
Doch stiller wird’s jetzt in der Schar,
vor der grausiga Gefahr uns Gott bewahr.
Ganz anderst ist’s an Bära töta,
als still im Hirschen Schoppa löta.Jetzt geht es fest dem Kerl auf D’Hauba,
koi Angst, des könnt oim D’Gsinnung rauba.
Jetzt heist es gut aufgepaßt,
und schnell den richtigen Posten G’faßt.
Die Schützen müssen laden fest,
null oder kreuz, des ischt jetzt s’best.Ihr mit de Gabla, Stecka,
ihr müßt am Schütza D’Flanka decka.
Da Baur stell i jetzt na zum Schiaßa,
a‘ Ehr ist’s, darf ihn nett verdrießa.
Und daß fei‘ jo gar nix passiert,
stand i‘ glei hinter ihm postiert.I‘ glaub, ihr sand doch älle b’soffa, Deppa,
so schreit der Klos voll Angst und Schrecka.
Der Sach‘ ischt nicht zum draua kaum,
s’best ist, i‘ klemm auf den Baum.
So jetzt got’s a‘, der Schütz faßt Muat,
gar mächtig rollt des Jägerbluat.
Er zielt und druckt, jetzt geht es laus,
bei einem got es henda naus.Er hot ihn, schreiet älle laut,
der Bär, der ischt scho mausedaut.
Und älle wand glei vorrucka,
und des grausig Tier a’gucka.
Der Klos vom Baum ra schreit,
ihr lieabe Leut‘, so sand doch g’scheit.
A‘ toter Bär ka‘ au‘ no beißa,
und oim en dauset Fetza reißa.Doch es läßt sich koiner mai belehra,
a‘ jeder will ihn sea, da Bära.
Se gucket, luaget, kehret um,
koi Wörtle hörscht, s’ischt jeder stumm.
Vom Bära hend se nix me‘ wella,
doch laßt zum Schluß euch no‘ verzehla.
Der Griesinger Bär, des ischt,
nix anders als a‘ Haufa Mischt.Erzählt von Matthias Bausenhard
(Blinder Mattheis genannt)